Skitouren, Ja! Aber welche Tourenbindung ist die richtige?

Neben den passenden Tourenski und Tourenskischuhen bleibt die Frage offen, welche Tourenbindungen es eigentlich gibt und wie sie funktionieren. In diesem Blog erklären wir alles rund um die Themen Welche Tourenbindung gibt es?

Wenn du dich einmal mit dem Thema Skitouren beschäftigt hast, wirst du früher oder später über die vielen Begrifflichkeiten in diesem Kontext stolpern. So ging es mir zumindest beim Schreiben dieses Beitrages – ständig kam etwas Neues hinzu. Neben den passenden Tourenski und Tourenskischuhen bleibt die Frage offen, welche Tourenbindungen es eigentlich gibt und wie sie funktionieren.

WELCHE TOURENBINDUNGEN GIBT ES?

Der Name verrät es bereits: Bei den Tourenbindungen geht es neben einer guten Abfahrtsperformance eben auch darum, den Gipfel aus eigener Kraft zu erreichen.

Um auch als uphill-tauglich zu gelten, haben Tourenbindungen zwei Eigenschaften gemeinsam:

  • Walking-Mode: Ein Mechanismus, der entweder die gesamte Bindung vom Ski entriegelt oder den Fersenautomaten so positioniert, dass du nicht mehr wie gewohnt einrasten kannst. Je nach Bindung schwingt die Ferse jetzt frei und rotiert um einen fixierten Punkt auf Höhe der Zehen. Dieser Walking-Mode ermöglicht dir in Kombination mit dem Walking-Mode deiner Tourenskischuhe einen viel größeren Bewegungsradius, wenn es darum geht, Schritte im Gelände zu machen. Sobald du den Gipfel erreichst hast, kannst du den Walking-Mode wieder verriegeln und du bist auf dem Ski zwischen Front- und Fersenautomaten wieder fixiert.

  • Aufstiegshilfen: Hinzu kommt, dass Tourenbindungen über sogenannte Aufstiegshilfen verfügen. Du kannst dir das wie einen Keil vorstellen, wodurch der Tourenskischuh nicht über einen bestimmten Winkel (meist zwischen 0 - 10 Grad) hinauskommt. Ziel ist es, dass der Fuß unter Belastung möglichst horizontal bleibt. Im flachen Gelände ist daher der niedrigste Wert zu wählen. Geht's ins Steile, wird die Neigung erhöht, um dem Fuß einen entsprechenden Gegendruck zu geben. Die unterschiedlichen Neigungen der Aufstiegshilfen können entweder mit Hilfe von Bügeln aufgeklappt, oder durch Rotieren des Fersenautomaten eingestellt werden.

Lassen wir jetzt unseren Blick über die vielen Modelle am Markt gleiten, kann man diese in zwei Lager aufteilen. Es gibt zwar noch eine dritte Kategorie, allerdings handelt es sich dabei um Mischformen aus den Kategorien zuvor:

RAHMENBINDUNG

Ein wenig aus der Mode gekommen, aber nicht aus den Regalen wegzudenken, ist die Rahmenbindung. Hierbei handelt es sich um eine Technologie, die der Alpinbindung am ähnlichsten ist.

Das liegt in erster Linie daran, weil es sich hierbei um eine Backenbindung handelt. Hierbei halten seitliche Backen am Front- und Fersenautomaten den Skischuh in Position. Die Backen werden mit Hilfe einer Metallfeder gespannt und geben im Falle eines Sturzes den Skischuh frei.

Die Besonderheit einer Rahmenbindung ist, dass sich Front- und Fersenautomat auf einem Rahmen befinden. Der Rahmen verfügt über einen Mechanismus, wodurch sich die Rahmenkonstruktion samt Bindung vom Ski lösen lässt. Die Konstruktion kann nun frei um einen Punkt, der vor den Zehen liegt, rotieren.

Sobald du den Gipfel erreicht hast, lässt sich der Rahmen wieder auf dem Ski fixieren.

WIE LÖST EINE RAHMENBINDUNG AUS?

Da es sich beim Front- und Fersenautomat um eine Backenbindung handelt, ist auch das Auslöseverhalten identisch zu einer Alpinbindung. Die Backen, welche über mechanische Federn gespannt werden (Z-Wert) und sich am Front- und Fersenautomaten befinden, fixieren den Tourenskischuh in der Bindung. 

  • Die vorderen Backen sind, im Falle eines Sturzes, für das seitliche Auslösen (Seitauslösen/laterale Auslösung) zuständig. 

  • Die hinteren Backen des Fersenautomaten sind für das frontale/vertikale Auslösen verantwortlich.

Vorteile

Nachteile

Günstig

Schwerer

Du kannst den Ski mit einem Alpin-Skischuh fahren

Unnatürlicher Rotations­punkt des Rahmes (vor den Zehen)

Stabilität durch Frontal­auslösung am Fersena­utomaten

Komfortabler Ein- und Aus­stieg in die Bindung

DIE PIN-BINDUNG (RAHMENLOSE BINDUNG)

Nicht mehr ganz so neu am Markt, aber dennoch für viele ein ungewohnter Anblick ist die Pin-Bindung. Dabei handelt es sich um eine Technologie, bei der die Skischuhe mittels Pins bzw. Metallzapfen an Ort und Stelle gehalten werden. Zwei dieser Pins greifen links und rechts in eine dafür vorgesehene Kerbe im Skischuh. Die Ferse wird wiederum von zwei Zapfen mittig in Positions gehalten. Im Walking-Mode wird der hintere Zapfen gesperrt bzw. der ganze Fersenautomat (weg)rotiert. Die Ferse des Tourenskischuhs hängt nun frei und rotiert um die beiden Pins, welche den vorderen Teil des Skischuhs fixieren. Auch der Frontautomat wird im Walking-Mode fixiert, wodurch eine Rotation der Bindung und somit des ganzen Skis beim bergauf Gehen verhindert wird, was beim bergab Fahren wiederum gewünscht ist.

Die Spannung der Pins und Zapfen wird wie gewohnt über mechanische Federn bestimmt.

WIE LÖST EINE PIN-BINDUNG IM FALLE EINES STURZES AUS?

Grundsätzlich werden zwei Bindungstypen innerhalb der Pin-Bindungssysteme unterschieden:

  • Anders als bei Alpin- und somit auch Rahmenbindungen lösen viele Pin-Bindungen über den Fersenautomaten seitlich und frontal bzw. vertikal aus. Unter starken Belastungen, meinen Expert:innen daher, dass sich der Ski bei seitlichen Belastungen schwammig anfühlt, da die seitliche Fixierung des Fernsenautomaten fehlt. Der Skischuh kann sich bei einem solchen System erst dann vollständig aus den vorderen Pins lösen, wenn der Fersenautomat den Skischuh freigibt.

  • Es gibt jedoch auch einige Pin-Bindungen, deren Auslöseverhalten der Alpinbindungen ähneln. Also, dass der Frontautomat für das seitliche/laterale Auslösen zuständig ist, während der Fersensautomat den Skischuh fixiert und über das frontale/vertikale Auslösen bestimmt. Beispielhaft zu nennen wäre hier die Fritschi Vipec. Dies hat unter Sicherheitsaspekten den Vorteil, dass die seitliche Auslösung auch im Walking-Mode funktioniert. Expert:innen profitieren zudem davon, dass unter starken Belastungen die Ferse seitlich nicht nachgeben kann.

MIT UND OHNE STOPPER/BREMSE?

Pin-Bindungen sind vor allem eines: leicht. Und obwohl Leichtigkeit eine wünschenswerte Eigenschaft ist, solltest du dir hin und wieder der Konsequenzen bewusst sein, die der Abstrich gewisser Materialien und Features mit sich bringt.

Als (Ski)Stopper/Bremsbügel/Skibremse bezeichnen wir die aus dem Alpinski bekannten Bügel des Fersenautomaten, welche hochklappen, sobald du in die Bindung steigst. Diese Bügel sind ein Sicherheitsaspekt und sorgen im Falle eines Sturzes dafür, dass der sonst ungebremste Ski nicht kilometerweit ins Tal fährt. Ohne Skibremse oder anderweitige Sicherung stehst du im schlimmsten Fall im exponierten Gelände und bist auf die Hilfe anderer angewiesen.

Unter den Pin-Bindungen gibt es sowohl Exemplare mit integriertem Skistopper, als auch Exemplare, die ohne einen solchen Stopper auskommen. Wie Ski ohne Stopper gesichert werden, zeigen wir dir jetzt.

Pin-Bindungen ohne Stopper: Ski mit einer Pin-Bindung, die keine integrierte Skibremse haben, würden, wenn nicht anders gesichert, erst dann wieder zum Stehen kommen, sobald sie etwas aufhält. Ein Skitourenset ohne Stopper wird mit Hilfe eines elastischen Fangriemens gehalten, der am Frontautomaten befestigt und mittels Schlaufe oder Karabiner am Skischuh eingehakt wird. Unter Sicherheitsaspekten solltest du bedenken, dass du, im Falle eines Sturzes, noch immer mit deinen Ski verbunden bist. Anders als bei einer herkömmlichen Skibremse, wo der Ski (hoffentlich) in unmittelbarer Nähe zum Stehen kommt, besteht hier die Gefahr, dass du dich mit den Ski inklusive Fangriemen verknotest, was schwerwiegende Verletzungen zur Folge haben kann. Pin-Bindungen ohne Stopper, die über einen Fangriemen gesichert werden müssen, werden zwar nur bei leichten Bindungen verbaut, die meist für Pistentouren und einfaches Gelände konzipiert wurden, doch auch dort kann man stürzen.

Ob du eine Bindung wählst, die einen Stopper hat oder nicht, solltest du von deinen geplanten Skitouren und deinem Fahrstil abhängig machen. Wenn du jemand bist, der/die einfache Pistentouren geht und auch bergab eher vorsichtig unterwegs ist, kannst du auch auf Bindungen ohne Stopper zurückgreifen. Skitourengeher:innen, die gerne auch mal schneller fahren und im Gelände unterwegs sind, sollten nach Modellen mit Skibremse Ausschau halten – auch wenn die ein paar Gramm schwerer sind.

Vorteile

Nachteile

Sehr leicht

Gelten je nach Bindungs­typ als "schwammiger" bzw. etwas weniger stabil

Rotations­punkt im Walking-Mode, welcher der natürlichen Geh­bewegung sehr nahe kommt

Ein- und Aus­steigen kann anfangs schon auch etwas tricky sein

HYBRIDBINDUNGEN

Hybrindungen krempeln den Markt in den letzten Jahren ziemlich um. Ihr Ziel ist es, das Beste beider Welten miteinander zu vereinen.

  • Den Anfang hat Marker mit der King Pin geleistet. Das war die erste Bindung, die über einen Frontautomaten mit Pins und einen Fersenautomaten mit Backen verfügte, die hinten seitlich und frontal auslösen konnte.

  • Später kam die Fritschi Tecton hinzu, die vorne Pins hatte und dort auch seitlich auslösen konnte. Hinzu kam ein Fersenautomat mit Backen, der die Frontal-Auslösungen steuerte.

  • Mittlerweile gibt es auch von anderen Marken Modelle wie die Shift von Atomic, die Pin-Technologie und den Komfort der Backenbindungen miteinander kombinieren. Hier kannst du im Aufstieg von den Vorteilen einer Pin-Bindung profitieren, während die Pins vor der Fahrt weggeklappt werden können und du so in einer “normalen” Alpinbindung stehst.

SIND TOURENBINDUNGEN IN DER LÄNGE VERSTELLBAR?

Viele Tourenbindungen sind in der Länge verstellbar. Ausschlaggebend ist die Sohlenlänge – nicht deine Schuhgröße. Die Sohlenlänge ist meist deutlich lesbar seitlich oder auf der Sohle.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Länge einer Tourenbindung beim Montieren der Bindung auf dem Ski stimmt. Aus diesem Grund musst du auch immer einen Skischuh mitnehmen. Die Sohlenlänge bestimmt über die Distanz zwischen Front- und Fersenautomat. Mittels Schablone wird die Bindung dann auf den Ski gebohrt.

Mit Hilfe einer horizontal zum Ski verlaufenden Schraube kann die Position des Fersenautomatens innerhalb des montierten Rahmens verändert werden. Dabei handelt es sich meist um ein bis drei Zentimetern, die ausgeglichen werden können. Solltest du also einen neuen Skischuh kaufen, wird die Sohlenlänge trotz gleicher Schuhgröße vermutlich anders sein. Diese Distanz kannst du dann ausgleichen.

WAS IST NOCHMAL DER Z-WERT/DIN-WERT?

Der Z-Wert – wird auch als Din-Wert bezeichnet – (zwischen 0 und 18) gilt als Referenzwert und gibt die Kraft an, welche notwendig ist, sodass sich der Skischuh, je nach Bindungssystem, aus den Pins bzw. den Backen löst.

Der Z-Wert errechnet sich aus mehreren Faktoren:

  • Fahrkönnen
  • Gewicht
  • Skilänge
  • Körpergröße
  • Schuhsohlenlänge

Sämtliche Werte geben Rückschlüsse auf die Hebelwirkungen und daraus resultierende Kräfte, die auf Backen und Pins wirken.

Ein korrekt ermittelter und eingestellter Z-Wert bewahrt den/die Fahrer:in vor schwerwiegenden Verletzungen, welche entstehen würden, wenn zu große Hebelwirkungen beim Sturz auf Bänder oder Knochen wirken.

Auch ein zu niedrig eingestellter Z-Wert ist schlecht, da die Bindung den Skischuh in Situationen freigeben wird, in denen der/die Fahrer:in die Situation unter Kontrolle hätte.

GEEIGNETE TOURENBINDUNGEN ZUM FREERIDEN

Grundsätzlich kannst du dir merken, dass: Je höher der Z-Wert, desto höheren Kräften kannst du die Bindung aussetzen.

Unter Freeriden verstehen wir das Fahren abseits von präparierten Pisten. Mitunter in steilen Hängen, in tiefem Schnee und auch Sprünge von Klippen gehören dazu. Das Fahren in solchem Gelände stellt hohe Anforderungen an Körper und Material, da bei Schwüngen in steilen Hängen oder beim Landen eines Sprunges hohe Kräfte wirken. Aus diesem Grund solltest du bei deiner Bindung darauf achten, dass beim Z-Wert noch Luft nach oben ist. Je nach Marke gibt es Tourenbindungen mit Z-Werten, die sogar bis 18 gehen.

Wir wollen dir beispielhaft noch einige Modelle bekannter Marken mit auf den Weg geben:

  • Dynafit – Rotation 14
  • Marker – Duke 16 oder Jester 18
  • Atomic – Shift 13

GIBT ES TOURENBINDUNGEN SPEZIELL FÜR ANFÄNGER:INNEN?

Eigentlich gibt es keine Tourenbindung, die speziell für Anfänger:innen geeignet ist. Wichtig ist, dass die Bindung deinen Ansprüchen entspricht. Sprich: Sie zu deinen Skitouren und deinem Fahrkönnen und -stil passt.

Gerade als Anfänger:in wirst du daher keine Tourenbindung benötigen, die bis zu einem 18er Z-Wert einzustellen geht. Ob du auf eine Rahmenbindung oder eine Pin-Bindung zurückgreifst, solltest du von deinem Budget und deinem bestehenden Equipment abhängig machen.

DIE PASSENDEN TOURENSKISCHUHE

Es hört leider nicht bei der Tourenbindung auf. Auch der Skischuh muss zur ausgewählten Bindung passen. Eine Sache haben allerdings alle Tourenskischuhe miteinander gemeinsam: Sie besitzen einen Walking-Mode. Über einen Mechanismus wird die untere von der oberen Schale des Skischuhs gelöst, wodurch du nicht mehr nur an den Vorlagewinkel gebunden bist und dich (fast) frei bewegen kannst.

Bei Tourenschuhen für Pin-Bindungen musst du zudem darauf achten, dass sie über eine entsprechende Aufnahme für die Pins sowohl vorne bei den Zehen als auch an der Ferse verfügen. Obwohl die Skitourenschuhe vieler Marken miteinander kompatibel sind, gibt es dennoch Ausnahmen, die dazu führen können, dass nicht alle Systeme miteinander kompatibel sind. Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du beim Kauf deiner Bindung einen Skischuh mitführen oder im besten Fall beides gemeinsam kaufen.

BOOTFITTING: SKITOURENSCHUHE RICHTIG ANPASSEN

Die Grundlage für ein Bootfitting ist ein gut sitzender Skischuh.

Was für Alpinskischuhe gilt, trifft auch auf Tourenskischuhe zu. Mit Hilfe verschiedener Verfahren lassen sich auch diese anpassen. Ziel dessen ist es, die Schale des Skischuhs so zu verformen, dass Problemstellen korrigiert werden. Bei einzelnen Skischuh-Herstellern wie Tecnica oder Salomon können auch die Innenschuhe mittels spezieller Verfahren erhitzt und verformt bzw. an die Fußform angepasst werden.

Als Problemstellen sind Druckstellen und Bereiche zu nennen, in denen sich der Fuß im Skischuh zu schwammig anfühlt.

Zu den bewährtesten Verfahren gehören:

  • Das Erwärmen der Schale des Skischuhs, wodurch das Plastik weich wird und sich verformen lässt.

  • Genauso kann die Schale an Problemstellen aber auch abgeschliffen werden.

  • Schäumen wird das Verfahren genannt, bei dem Material hinzugegeben wird.

Solltest du dich für diese Option interessieren, kannst du dich bei einem unserer Shops über die Möglichkeiten informieren. Mehr Infos zu Bootfitting findest du hier.

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